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Rumänientour Juni 2010 - Teil 3 Olt-Pass (Babeni - Lotru)

Teil III und Teil IV meines Reiseberichtes sind dem Olt-Pass gewidmet. Der Fluss Olt entwässert den Ostteil Transsilvaniens Richtung Süden in die Donau, und durchquert dabei in einem eindrucksvoll ausgewaschenen Tal die Südkarpaten. Dieses Tal war und ist somit prädestiniert als Verbindung zwischen der Walachei im Süden und Transsilvanien im Norden.

Heute dominiert der Straßenverkehr, der auf der Nationalstraße 7 auf teilweise eindrucksvollen Kunstbauten (aber keinem einzigen Tunnel) läuft und neben der Nationalstraße 1 (Predeal-Pass) eine der beiden zentralen Süd-Nord-Verbindungen von internationaler Bedeutung darstellt. Daher nimmt es nicht Wunder, dass es mehrere Türkische LKW-Übernachtungsparkplätze (Türk TIR) an der Strecke gibt.

Eisenbahnseitig geht es am Olt-Pass eher ruhig zu. Die begonnene Modernisierung der KBS 201 blieb beim berühmten Kloster Cozia aus dem 14. Jhd. stecken. Daher steht die KBS 201 von der Verkehrsbedeutung her weit hinter den anderen Passstrecken KBS 300, KBS 202 und KBS 900 zurück. Aus Sicht der Spezies Eisenbahnfreunde, insbes. der Freunde der Dieseltraktion, hat der Olt-Pass jedoch eine Sonderstellung, handelt es sich jedoch um den letzten Pass durch die rumänischen Südkarpaten mit Dieselbetrieb

Vergleichbar spektakulär ist nur die KBS 409 im Maramures, die jedoch eine ganz andere Landschaftscharakteristik aufweist.

Bereits vor der Wende 1989 gab es Pläne zum Ausbau der Olt-Bahn. Mit dem Bau einer Bahnverbindung zwischen Pitesti und Valcea wurde bereits begonnen; die Strecke ist (bislang?) aber nicht fertiggestellt. In der Landschaft stehen jetzt sinnlose Brücken als mahnende Invest-Ruinen. Der Streckenabschnitt Valcea - Cozia hingegen wurde aufwändig zweigleisig ausgebaut. Daher findet man in diesem Abschnitt auch keine Formsignale mehr, sondern Lichtsignale der ebenfalls fotogenen russischen Bauart. Ab einschließlich des Bahnhofs Lotru befindet sich die Linie in einem weitgehend ursprünglichen Zustand. Vor allem anhand des Idylls Lotru kann man die ursprüngliche Streckenarchitektur, so wie einst vom rumänischen König abgesegnet, studieren.

Wenn ich hier von idyllischen Zuständen schreibe, meine ich eigentlich nur die Eisenbahn. Das Tal selbst wurde durch Menschenhand stark umgestaltet, Naturschützer würden sagen zerstört. Der Olt fließt weitgehend nicht mehr frei, sondern besteht aus einer Vielzahl sukzessiver Talsperren zur Stromproduktion.

Wie der Obermuchel in seinen plastischen Berichten anlässlich seiner Herbsttour 2009 bereits mitgeteilt hatte, ist die KBS 201 das letzte Reservat der Krabenkutter vom BW Sibiu. Auf der KBS 200 kann man die Einsätze der von Electroputere Craiova in Lizenz gebauten sechsachsigen Diesellokomotiven an einer Hand abzählen, auch die Personenzüge dort sind fest in der Hand der Reihe 96 (Desiro). Auf der Passstrecke KBS 201 kommen vor den Personenzügen aber grundsätzlich noch Sulzer der Reihen 60/62 zum Einsatz. Die Ergänzungszüge P 2076, 2457, 2436, 2437, 2438 werden von Piatra Olt aus bespannt, wobei während meines Aufenthalts zwei 80er und eine 82er Dienst hatten. Die Pendel Sibiu - Turnu Rosu werden lt. Obermuchel von 96ern gefahren, so dass ich diese Züge umgangen habe. Der werktägliche Schülerzug nach Tornu Rosu aus Valcea (P2461, 2462) wiederum ist jedoch eine der fotogensten Sulzer-Leistungen. Alle A und R auf der Strecke werden durch die Reihe 96 (Desiro) gestellt. Das Accelerat-Paar von Regiotrans verkehrt nicht; offenbar hat man eingesehen, dass man dem CFR Desiro im Blockabstand keine echte Konkurrenz machen kann

Güterverkehr findet nördlich Valcea so gut wie nicht statt. Berichten eines Fdl zur Folge verkehrt zirka wöchentlich ein Durchgangsgüter, allerdings regelmäßig nachts.

Südlich Valcea befindet sich ein größerer Industriekomplex der chemischen Industrie einschließlich Kraftwerk. Auch die zum polnischen Ciech-Konzern gehörende Sodafabrik befindet sich dort. Für Eisenbahnfreunde bestehen dort neben der CFR-Strecke noch zwei weitere Anziehungspunkte. Zum Kraftwerk gibt es eine normalspurige Anschlussbahn, beginnend ab Babeni, parallel zur CFR bis Bf. Govora. Die Anschlussbahn ist im Dimap-Atlas nicht eingezeichnet. Sie verfügt außerhalb des Werksgeländes über einen eigenen Bahnhof, den man als Ortsunkundiger leicht mit der Hauptstrecke verwechseln könnte. Die Anschlussbahn verfügt über eigene 60er, gesichtet wurden die graue 60-DA-0001 :rp: und die rote 60-DA-0003

Weiterer Anziehungspunkt ist die schmalspurige Werkbahn Govora - Bistrita. Aus der Ferne bekam ich mit, dass noch unmodernisierte L45 unterwegs waren. Der Werkbahn müsste man auch mal Zeit widmen, zumal es dort noch zahlreiche Schrankenposten gibt.

Bild 1:

60 0937 wartet in Babeni auf neue Aufgaben.

Bild 2:

Im Flachland der Walachei sind Fotostellen eher rar gesät, aber es gibt welche. 60 0838 mit P 2061 beim Kirchlein von Munteni auf halbem Weg zwischen Tatarani und Govora.

Bild 3:

Neben der CFR Hauptstrecke ist die Werksbahn zum CET Govora der zweite Anziehungspunkt für Eisenbahnfreunde im Tiefland von Valcea. Um 8.27 Uhr des 09.06.2010 kam ein Ganzzug mit 60-DA-0001 von CET Govora (nachgeschoben von 60-DA-0003) Richtung Kraftwerk vorbei.

Bild 4:

60 1375 mit ihrem P 2068 nimmt im romantisch am Stausee von Valcea gelegenen Bahnhof von Daeşti zahlreiche Reisende auf.

Bild 5:

Die Bahnhofsanlagen von Calimaneşti sind auch heute noch beeindruckend. Leider verhindern die links im Bildrand erkennbaren Güterwagen ein sinnvolles Fotografieren der talwärts fahrenden Züge. Diese werden nämlich über das Außengleis geleitet und verdecken somit weitgehend das imposante Bahnhofsensemble. Daher zeige ich hier einen Nachschuss auf zwei unerkannte 96er mit dem R 821 nach Pausa.

Bild 6:

In den weitläufigen Anlagen des Bahnhofes Calimaneşti findet man auch noch einen schönen Wasserturm. Am 10.06.2010 passiert 60 0637 mit P 2063 diesen auf dem Weg nach Sibiu.

Bild 7:

60 0938 fährt mit ihrem nachmittäglichen P 2463 auf der Fahrt nach Podu Olt in den zum Haltepunkt degradierten Bahnhof Turnu ein. Wenige Kilometer weiter endet die Zweigleisigkeit.

Bild 8:

Planmäßig kommen die 80er aus Piatra Olt noch bis Lotru. Am 11.06.2010 hatte 80 0627 den nachmittäglichen Lotrupendel (P 2437/P 2438) zu befördern und passiert gerade das südl. ASig des Zielbahnhofes.

Bild 9:

Völlig zu Recht ist der Bahnhof von Lotru denkmalgeschützt. 62 1036 hat am 10.06.2010 gerade ihren P 2462 zum Stehen gebracht. In Kürze wird der Fdl. den Abfahrtsauftrag erteilen.

Bild 10:

Nicht so wie geplant, aber trotzdem schön. P 2463 verlässt Lotru, allerdings auf Gleis 1 statt über das Ausweichgleis, was eine leichte Verschiebung des Standpunktes nötig machte, um das Gesamtensemble einzufangen. Die Kreuzung mit P 2070 fand weiter südlich statt, in Lotru kreuzte der 40 Minuten verspätete, aber bevorrechtigte A 1728 aus Bucuresti Nord nach Sibiu. Unser P 2463 konnte in Cornet noch einmal ausgiebig gelichtet werden; dies dank eines infrastrukturellen Sündenfalls. Doch davon mehr im nächsten Teil.

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