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Reisebericht Oktober 2010, Teil I

Diesel im Crişana/Kreischland - Strecken westlich Zalău/Zillenmarkt

Auf der Streckenkarte im Umschlag des Kursbuches der CFR springt es gleich ins Auge: das Streckennetz im Nordwesten Rumäniens, im Kreischland (Crişana), im östlichen Siebenbürgen und in der Maramureş, ist ein großes Dieselrevier. Fahrdraht reicht nur bis Arad im Süden und Cluj Napoca bzw. Dej im Osten. Nördlich bzw. westlich wird eifrig gedieselt. In meinem Bericht vom Juni 2010 hatte ich ja schon von der Strecke 317 Arad - Brad erzählt. Diesmal standen die Strecken um Zalău bzw. Jibou auf dem Programm (Teile I und II dieses Berichts). Dann ging es auch noch an die Strecke 310 Arad - Oradea, um dort Güterzügen und Malaxa-Triebwagen nachzustellen (Teil III).

In Teil I will ich vom Betrieb östlich Zalău (dt. Zillenmarkt, ung. Zilah) berichten. Dieser wird im Wesentlichen durch die KBS 400 von Baia Mare (dt. Frauenbach, ung. Nagybánya) über Jibou (dt. Siben, ung. Zsibó) nach Dej (dt. Desch, ung. Dés) charakterisiert. Obwohl Hauptbahn, hat die eingleisige Strecke an vielen Stellen Nebenbahnflair, und führt durch eine ansprechende Hügellandschaft entlang des Flüsschens Someş. Telegrafenleitung ist abschnittsweise noch vorhanden, und einige kleinere Bahnhöfe warten mit Formsignalen auf.

Das einzige Problem der Strecke ist die geringe Zugdichte bei Tageslicht (zumindest in der dunklen Jahreszeit und wenn der Mangalia-Schnellzug nicht verkehrt) zwischen Jibou und Dej. Besser ist das Zugangebot auf dem Abschnitt Jibou - Baia Mare. Dort finden sich auch einige schöne Fotostellen, z.B. um den Kreuzungsbahnhof Benesat Hm., der mit Formsignalen ausgestattet ist. Auch der romantische Haltepunkt mit Fahrkartenverkauf Ticau hc., der auch eine handbediente Holzschranke mit Laterne über eine nicht asphaltierte Ortstrasse beinhaltet, ist einen Besuch wert.

Sehr attraktiv ist die 112 km lange KBS 412 von Jibou über Zalău und Sărmăşag nach Carei (dt. Grosskarol, ung. Nagykároly). Die Zugdichte ist hier ansprechend, vor allem im Abschnitt Jibou -Zalău Nord, auf dem auch ein Teil des Accelerat 1642 von Baia Mare nach Bucureşti Nord verkehrt. Letztgenannter Abschnitt verfügt über Blocksignale russischer Bauart und den Kreuzungsbahnhof Mirşid Hm., der ebenfalls mit Lichtsignalen russischer Bauart ausgestattet ist. Solcher Modernisierung entgangen ist der Abschnitt von Zalău nach Carei, von dem in Teil II des Berichtes die Rede sein wird.

Unbedingt zu empfehlen ist ein Besuch der Eisenbahnerstadt Jibou. Dort befindet sich ein großes Wagenausbesserungswerk von CFR, wo man Reisezugwagen und Triebwagen wiederherstellt. Lange Reihen von Wagen unterschiedlicher Bauart sind tw. auch im Bahnhof Jibou abgestellt zu bewundern. Im Werk selbst ist noch eine graue 60er mit dem Wagenverschub betraut. Am Bahnhof Jibou befindet sich ein Kiosk mit einer mürrischen Besitzerin, die allerdings guten Kaffe für 1 Leu verkauft.

Nun zum Betrieb. Die CFR hat die im August 2010 vom Verkehrsminister verordnete Einsparungsstrategie zumindest auf den KBS 400, 402 und 412 weitgehend umgesetzt und lokbespannte Züge wo möglich durch Triebwagen ersetzt. Konnte ich z.B. im Juni 2010 P 4073 mit 60er und Klassen sichten, werden nunmehr alle P-Züge auf der KBS 412 durch die Reihe 79 (ex DR-LVT) gefahren. Eine Ausnahme ist P 4363, der mit Reihe 96 (Desiro) verkehrt. Eine weitere, für das Fotografenherz wichtige Ausnahme sind P 4451 Zalău Nord - Jibou und P 4364, mit denen die beiden Schnellzugwagen für den A 1848/1847 Bucureşti Nord - Zalău Nord ab- bzw. zugeführt werden. Offenbar wird der P 4364, der eigentlich bis Sărmăşag laufen sollte, auf den Laufweg bis Zalău Nord verkürzt, die Leistung Zalău Nord -Sărmăşag entfällt ersatzlos. Wahrscheinlich hat man früher die Schnellzuggarnitur von S?rm??ag nach Zal?u Nord an den P 4073 gekuppelt, um eine Leerfahrt zu ersparen. Das ist heute jedoch nicht mehr möglich, da P 4073 als ex DR-LVT verkehrt. So entging mir am Samstag, den 09.10.2010, ein herrliches Motiv. Damit verkehren lokbespannte Reisezüge auf der KBS 412 nur noch zwischen Jibou und Zalău Nord. Die Übernahmeder Strecke 413 Saculeni Bihor - Sărmăşag am 11.04.2010 durch S.C. Regional S.R.L. hatte auf den Fahrplan auf der KBS 412 keine Auswirkungen. Bislang durchgehende Züge Oradea - Jibou verkehren im verkürzten Laufweg Sărmăşag - Jibou, aber wie gesagt nicht mehr lokbespannt.

Freunde der DR-Ferkeltaxen kommen auf der KBS 412 voll auf ihre Kosten. So kann z.B. im P 4084 Satu Mare - Jibou eine Mitfahrt von 148 km mit vier Stunden Fahrzeit genossen werden.

Nicht im Kursbuch verzeichnet ist das Accelerat-Paar 1543/1544 Satu Mare - Cluj Napoca über Zalău Nord. Morgens geht es nach Cluj Napoca, abends retour. Gefahren wird, na mit was wohl, Reihe 96 (Desiro). Der Accelerat verlässt Zal?u Nord Richtung Jibou um 9.44 Uhr, P 4451 (die 60er mit den Schnellzugwagen) folgt ihm um 9.59 Uhr, und damit vor Ankunft des Desiro im nächsten Bahnhof, Mir?id Hm. Na klar, hier helfen die Blocksignale! In der Realität ist dies freilich selten praktisch, da der Schnellzug aus Bucureşti Nord wegen der Predeal-Baustelle gerne gut eine Stunde Verspätung mitbringt und sich damit zwangsläufig der P 4451 entsprechend verspätet.

Auf der KBS 400 ist der Betrieb noch bunter. Hier verkehren neben Desiro (z.B. P 4094, 4383, 4095) auch Triebwagen der Reihe 92 (ex-DB 628), die allerdings einen abgewirtschafteten Eindruck hinterlassen (P 4042, Rückleistung ?). Lokbespannt sind der Schnellzug nach Bucureşti Nord (Reihe 65) und einige Personenzüge, z.B. P 4385 (Sichtung am Sonntag). In der Saison gibt es noch einen Schnellzug nach Mangalia am Schwarzen Meer, der ebenfalls lokbespannt sein dürfte.

Güterverkehr konnte ich keinen sichten, mit Ausnahme einer Leerfahrt Zal?u Nord - Carei. In Zalău Nord befindet sich ein Containerterminal, an dem sich jedoch nichts zu rühren schien, obwohl es Container und Containerwagen gab. Auch gab es eine Menge Kesselwagen zu sehen. Industriell geboten ist eine Reifenfabrik, die zu Michelin gehört. Da hätte ich mit mehr Güteraufkommen gerechnet.

Übernachtet wurde in der Casa Colina, welche sich unübersehbar in Crişeni (bei Zalău, ca. 20 Min Fußweg ab dem Bf.) am Ortseingang befindet. Das Zimmer kostet 60 Lei, die Küche ist hervorragend. Manchmal gibt's als Aperitif auch einen hervorragenden Selbstgebrannten ("Romanian Whisky"). Am Freitag war das Lokal allerdings wegen einer Partygesellschaft mit Live-Musik belegt, was die Nachtruhe nicht gerade förderte. Wer schon mal auf einer rumänischen Hochzeit oder Party war, weiß, wovon ich rede. Ich war aber froh, nach einer auf einem ungarischen Autobahnparkplatz zugebrachten Nacht überhaupt ein Bett zu haben.

Bei der folgenden Bilderauswahl kommen vor allem Sulzerfreunde auf ihre Kosten. Die Teile II und III meines Reiseberichtes werden dann sehr triebwagenlastig.

Bild 1:

Bunter Betrieb auf der KBS 400: Der aus 92 001/501 gebildete P 4042 von Baia Mare nach Dej Călători wird im dichten Morgennebel des 11.10.2010 im Hp. Inau h. von einigen Fahrgästen sehnlich erwartet.

Bild 2:

Ein Leckerbissen für Wagenfreunde ist der A 1642 von Baia Mare nach Bucuresti Nord. Im allerletzten Abendlicht passiert die herrliche Garnitur gezogen von 65.1013 am 10.10.2010 die Fotostelle bei Benesat Hm.

Bild 3:

Unweit des romantischen Schrankenpostens Ticău hc. konnte am 10.10.2010 noch die 60 1397 mit P 4385 von Jibou nach Baia Mare verewigt werden.

Bild 4:

Nun zur KBS 412. Sehr fotogen ist die Ortsdurchfahrt von Poptelec. Hier die Vormittagsvariante des Kirchturmblicks, aufgenommen am 10.10.2010 mit 60 1230 und P 4451.

Bild 5:

Der Kirchturmblick aus Poptelec aus der anderen Richtung, hier am 09.10.2010 mit der schönen 60 0858 und P 4364. Man beachte die langen Wimpern dieser herrlichen Maschine.

Bild 6:

Dasselbe Motiv ein Tag später am 10.10.2010 mit 79 0122/0522 und P 4366 auf der langen Fahrt von Jibou nach Carei.

Bild 7:

Im Juni 2010 war der P 4073 noch lokbespannt, hier zu sehen zwischen Zalău Nord und Mirşid Hm mit 60 0510.

Bild 8:

Auch am 11.10.2010 ließ sich das Motiv noch machen, und zwar mit P 4451 und 60 1397.

Bild 9:

Fotografischer Höhepunkt ist die große Kurve bei Mirşid, die einen völlig unbebauten Talkessel umfährt. Je nach Pünktlichkeit des Schnellzuges lässt sich das Motiv unterschiedlich umsetzen. Am 10.10.2010 war die Verspätung mit über einer Stunde so enorm, dass die Seite gewechselt werden musste. Die Wartezeit wurde durch Beobachtung einer herumziehenden Schafherde samt Hirten und Hunden überbrückt.

Bild 10:

Am 11.10.2010 war der Schnellzug überraschend pünktlich, so dass dieselbe Stelle mit Landschaftsblick interpretiert werden konnte. Das Buschband auf der anderen Talseite gibt die Trassenführung in dem Tal wieder. Möglicherweise ließe sich auf der anderen Seite in den Sommermonaten der nachmittägliche Schnellzug nach Bucuresti verewigen; ob es eine ausreichend freie Stelle gibt, wäre zu eruieren.

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