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Karpaten- und Moldaurundreise 2012, Teil II: Ungehni - Chisinau

Salut,

am Sonntag, 22.07.2012, fuhr ich von Târgu Mureş weiter Richtung Osten und gelangte gegen Mittag an den rumänisch-moldawischen Grenzübergang Sculeni nördlich von Iaşi. Dass Stadtgebiet von Iaşi kann man auf einer kleinen recht ordentlich ausgebauten Verbindung ab Letcani über Horleşti umgehen. Der Grenzübertritt nahm eine gute Stunde in Anspruch. Am Grenzübergang existiert eine Wechselstube, die auch die (recht günstige) Umweltabgabe für das Auto verkauft. Für die Einreise nach Moldawien ist ein Reisepass erforderlich, der noch mindestens 6 Monate Gültigkeit hat. Autofahrer müssen den Fahrzeugschein, einen Führerschein und die Grüne Versicherungskarte vorzeigen.

Unvermittelt erreichte ich den Haltepunkt Medeleni an der Strecke Balţi - Ungheni, der direkt an dem BÜ der E58 liegt und wo ein kleiner Parkplatz existiert. Wie praktisch, in Kürze müsste ja der Schnellzug Nr. 342 von Moskau nach Chisinau hier durchkommen. Die Fahrzeiten dieses Zuges kann man relativ leicht berechnen, da es sich um den langsamen Moskauschnellzug handelt, der in Ungheni und Balti jeweils Kopf macht, und dessen Ankunfts- und Abfahrtszeit in Ungheni folglich der CFM-Website entnommen werden kann. In der Tat kam der Schnellzug Nr. 342 um 15.33 Uhr an mir vorbei. In der Steigung hatte die zweiteilige 3TE10M 0021 mit ihrem 20-Wagen-Zug durchaus zu tun und toste mit ansehnlicher Abgasentwicklung an mir vorbei. Leider gab es einen starken Seitenwind, sodass die Abgasfahne etwas an ihrer Fotogenität verlor. Für das erste Bild war ich aber sehr zufrieden. Obwohl der Prut und damit die Landesgrenze nur einen knappen Kilometer von der Fotostelle entfernt ist, ließ sich keine Grenzpolizei blicken (der Parkplatz hatte mich stutzig gemacht).

Danach ging es weiter an die Strecke Ungheni - Chişinău, und zwar an die Rampe von Bumbaţa. Dort ist die Strecke zweigleisig ausgebaut und bietet den ganzen Tag viele verschiedene Fotomöglichkeiten. Dort konnte in schönem Abendlicht noch der talwärts fahrende Schnellzug „Prietenia“ Chisinau - Bukarest abgepasst werden. Dieses Schnellzugpaar fährt in Moldawien gut im Tageslicht, verfügt über eine spezielle, sehr ansprechende blaue Lackierung, ist aber mit seinen sechs Wagen nicht so imposant wie die Moskau-Schnellzüge. Es genügt daher die Traktionierung durch eine Sektion einer Zehner, wobei mir immer A- oder ?-Sektion der 3TE10M 1249 vor die Linse fuhr.

Nach dem Bildchen zogen Wolken auf und ich suchte mir, nachdem ich in der Dorfkneipe „555“ ein paar kalte „Chişinau“-Biere erstanden hatte, einen Platz zum Campieren in den nahen Hügeln. Das nach der Hauptstadt benannte Gebräu schmeckt nach ehrlichem Landbier, im Abgang leider mit einer gleichgültigen Note Langweiligkeit. Verbraucherschutz wird in Moldawien allerdings großgeschrieben. So wird auf der Bierflasche nicht der Volumenalkoholgehalt angegeben, sondern der Mindestvolumenalkoholgehalt. Das Chişinau gibt es auch in den besser mundenden Spezialvarianten „Gold“ und „unfiltriert“. Gebraut wird in Chişinau, wobei die Brauerei zur türkischen EFES-Gruppe gehört.

Zurück zur Eisenbahn. Am folgenden Montag ging es gut ausgeruht wieder in die herrliche Ortschaft Bumbata, deren verwirrendes Ortsstaßenkonzept ich mittlerweile memoriert hatte. Wobei das Wort Straße eigentlich nicht zutrifft, da es sich um unbefestigte, völlig ausgewaschene Feldwege handelt, die nur zu einem kleinen Teil befestigt sind. Ziel des Tages war zunächst, einen Überblick über den Zugverkehr zu erhalten, und die Fotostellen der Rampe nach und nach abzuarbeiten. Besonderes Augenmerk lag auf etwaigen Güterzügen, sowie dem Saisonschnellzug 051 von Saratov1 nach Varna, der einmal wöchentlich verkehrt. Als Überraschung hatte die CFM einen Cmeliak mit Messwagen im Angebot.

Wie geht die Geschichte mit dem Saisonschnellzug 051 weiter? Laut CFM-Fahrplan ist Verkehrstag Richtung Bulgarien der Montag. Allerdings könnte sich das ja auch auf den Abfahrtstag beziehen, wie es bei dem Rostov-Schnellzug der Fall ist. Die Tatsache, dass die Rückfahrt für Mittwoch angekündigt war, sprach dann eher für die Variante, dass er montags durch Moldawien rollt. Besonderheit des Saisonschnellzuges ist übrigens, dass er von den RŽD betrieben wird. Die Theorie erwies sich als richtig, der Urlauberzug kam pünktlich vorbei, mit den in Moldawien durchaus seltenen „PID“-Wagen. Zuglok war ein bisschen eine Enttäuschung, denn die CFM bot nur eine Einzelsektion an in Form der A-Sektion der 3TE10M 1249, also der „Prietenia“-Lok.

Nicht nur Füllprogramm waren freilich auch die Personenzüge, die auf den meisten CFM-Strecken mit Ausnahme der Strecken Basarabeasca-Cahul, Slobozia-Mateuti und Ocnita-Ukraine aus den herrlichen D1-Triebwagen gebildet werden. Albrecht Fabian hat im LR 08/2012 und 09/2012 dem Bauernexpress ja bereits ein Denkmal gesetzt. In dieser Serie gibt es jetzt ein paar Bilder aus dem aktuellen Betriebseinsatz. Und keine Angst, der D1M-001 ist über das Probefahrtenstadium noch nicht hinausgekommen (Bildchen vssl. im Teil III). Die D1 befinden sich in unterschiedlichem Unterhaltungszustand, wobei von der Rostlaube bis zum frisch lackierten Startriebwagen alles vertreten war. Der Sound erinnert mich ein wenig an den 851, wobei der Krawall der D1 noch etwas mehr Biss hat. Für jeden 831/851er-Fan jedoch eine wirkungsvolle Ersatzdroge.

Im nächsten Teil gibt es noch mal ein bisschen Bumbata, auch mit Güterzügen, bevor es Richtung Norden weitergeht.

Bild 1:

Vielversprechender Beginn der Reise durch Moldawien: 3TE10M 0021 mit dem Schnellzug Moskau - Chişinău in der Steigung von Medeleni (22.07.2012).

Bild 2:

Die B-Sektion der 3TE10M 1249 hatte am 22.07.2012 den Prietenia von Chişinău nach Bukarest bis Ungehni zu befördern. Angesichts des kurzen Zügleins eine leistbare Aufgabe für die 3000 PS einer Einzelsektion.

Bild 3:

Voila, der Bauernexpress: D1 709 als tren 6025 Chişinău - Ungheni in der Ortslage Bumbăta

Bild 4:

Die Wasserversorgung der Dorfbewohner von Bumbăta wird durch zahlreiche öffentliche Brunnen sichergestellt.

Bild 5:

CME3 3872 gab sich überraschend mit einem Messzug die Ehre.

Bild 6:

3TE10M 0013 kam am 23.07.2012 mit dem Schnellzug 047 Chişinău - Moskau in Bumbăta durch. Der Zug wird Ungheni auf einer Verbindungskurve umgehen.

Bild 7:

Der nur einmal wöchentlich in den Sommermonaten verkehrende RŽD-Schnellzug 051 Saratov1 - Varna brachte am 23.07.2012 durch seine „PID“-Wagen etwas Farbe in die Landschaft um Bumbăta, die gewöhnlich nur grüne oder blaue Personenwagen erlebt. Es zieht die A-Sektion der 3TE10M 1249 (vgl. Bild 2)

Bild 8:

Hartgesottene Triebwagenfans werden sich für folgende Leistung interessieren: Der Zug Nr. 649 verbindet Chişinău mit Ocniţa und garantiert ein siebenstündiges intensives Holzklasseerlebnis. Am 23.07.2012 konnte D1 773 vom Bahnsteig des Hp Bumbăta verewigt werden.

Bild 9:

Der abendliche 6031 aus Chişinăus wird sehr stark nachgefragt und daher aus zwei D1 gebildet. Am 23.07.2012 lief D1 736 vor D1 770 in der Ortslage Bumbăta in sanftem Abendlicht.

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