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Impressionen Slowakei, 2011 III, Teil 3

228 Kilometer Dieselhauptbahn, sich windend durch abwechslungsreiche, stets charakterstarke Landschaften, mit zwei großen Rampen, mehreren großen Unterwegsbahnhöfen und drei Lokdepots: all das bietet die KBS 160 Zvolen - Košice.

Beim diesjährigen Besuch stand der Mittelabschnitt Lučenec - Fiľakovo - Lenartovce - Plešivec im Vordergrund. Schließlich findet dort ein bunter Betrieb statt, der allerdings ab dem 01.05.2011 empfindliche Kürzungen, vor allem zwischen Jesenske und Plešivec hinnehmen musste. Die KBS 164 von Fiľakovo nach Ungarn (Somosköujafalu) verlor ihren Personenverkehr sogar komplett.

Wer über die Strecke ausführlich schreiben wollte, könnte ganze Bücher füllen (dem Abschnitt Zvolen - Fiľakovo wurde im Band 7 der edition bohemica "Der Flug der Hummeln" ja schon ein kleines Denkmal gesetzt). Meine Betrachtungen hier können freilich nur (unvollständige) Impressionen des Augenblicks sein.

Die Stadt Lučenec wurde im Sozialismus stark entwickelt, und hat dabei ihre heutige, weit sichtbare Silhouette erhalten (siehe Bild 1). Die Nachbarstadt Fiľakovo mit der historischen Burganlage präsentiert sich, jedenfalls im Zentrum, weitgehend unverfälscht und ursprünglich. Die Bahnhöfe von Lučenec und Fiľakovo sind beide relativ original und sehr sehenswert. Übernachtungsmöglichkeiten gibt's in Lučenec reichlich, in Fiľakovo eher weniger. Auch das Bahnhofsrestaurant in Lučenec weiß zu überzeugen, macht aber leider schon um 19 Uhr zu. Dafür gibt es in Bahnhofsnähe eine sehr nette Bar mit Terrasse, von der aus der Zugverkehr wenigstens akustisch verfolgt werden kann.

In Fiľakovo geht es recht geruhsam zu, obwohl viele Leute bei der Bahn beschäftigt sind. So gibt es dort zum Beispiel eine Weichenbedienerin, die für die paar nicht ferngesteuerten Weichen zum Lokschuppen zuständig ist. Nein, nein, der Lokführer des bereitzustellenden 810-064 stellt die nicht selbst um; selbst wenn er 10 Minuten warten muss, bis die Dame vom nahegelegenen Tesco zurückkommt. Es gibt auch einen täglich wechselnden Bahnhofshobel, der hauptsächlich die Güterzüge von/nach Ungarn auflöst und zusammenstellt (nix durchgehend nach Lučenec wie in den Umlaufplän0en suggeriert). Für Notfälle wäre auch noch eine Hummel im Depo hinterstellt. Da auch einige Personenzüge in Fiľakovo beginnen und enden, kann man einigen Rangierbewegungen beiwohnen. Die beiden in Fiľakovo übernachtenden Brillen werden leider nicht mehr ins Haus gefahren.

Der Durchgangsgüterverkehr umgeht den Bahnhof Fiľakovo auf einer Verbindungskurve, die auch rege genutzt wird. Das Gesamtambiente des Bahnhofs muss als äußerst stimmig und fotogen bezeichnet werden (siehe Bild 3). Stärken kann man sich gut am Buffet, wo es Kaffee und selbstgemachte Sandwiches gibt. Bier und Borovička hätte man auch im Angebot, sogar auf Essensmarken. Das Bahnhofsrestaurant hat geschlossen. Es lohnt sich, einmal ein paar Stunden das Treiben am Bahnhof und im nahegelegenen Depot auf sich wirken zu lassen.

In Fiľakovo hat die KBS 164 nach Ungarn ihren Ausgangspunkt. Die Strecke ist relativ reizvoll, verlor aber zum 01.05.2011 ihren Personenverkehr verlieren. Güterverkehr wird es aber weiterhin werktäglich geben. Der Güterzug startet so gegen 12.30 Uhr in Fiľakovo und kehrt gegen 16 Uhr dorthin zurück. Nach meinen Beobachtungen wird der Zug in Fiľakovo gebildet bzw. aufgelöst, die Weiterbeförderung nach Lučenec kam nicht. Das Verfahren mag lastabhängig sein. Auch die per Umlaufplan versprochene Doppeltraktion mit Doppelnachschub fand nicht statt.

Im Lokschuppen des SP Fiľakovo beherbergt man noch zwei Schätze: 810 453 und 810 604, die beiden Altlack-810. Sie kommen bevorzugt im TS 873 zum Einsatz (Bilder 11-14). Die 812 erstrahlen fast alle in blonski, ihrem Ablieferungslack, weil Filakovo viele der jüngsten dieser Rekofahrzeuge erhalten hat. Rote-812er sieht man zwar auch, es handelt sich aber hauptsächlich um solche auch Brezno, die bis nach Fiľakovo vorstoßen.

Weitere große Bahnhöfe auf dem Mittelabschnitt der KBS 160 sind Jesenské, Lenatovce und Plešivec. Ihre Bedeutung ist vorwiegend betrieblich, denn die dazugehörigen Ortschaften sind kleine beschauliche Dörfer. Größere Siedlungen sind Rimavská Sobota (an der KBS 174) und Tornala, welches einen kleineren Bahnhof an der 160 besitzt. Der Bahnhof von Jesenské wurde vorbildlich restauriert. Dort zweigt die Strecke KBS 174 nach Brezno ab (siehe Teil 1 meines Berichtes). Bahnhofsgastronomie leider Fehlanzeige.

Der Bf. Lenartovce besteht aus einem verfallenden Bahnhofsgebäude des funktionalistischen Baustiles. Dort zweigt eine 2 Kilometer lange Verbindung nach Ungarn ab; für die grenzüberschreitenden Güterzüge wird eigens eine Berta aus Plešivec abgestellt. Personenverkehr gibt's schon lange keinen mehr, die Strecke zum Bf. Banreve kann man aber zu Fuß zurücklegen. Vom bunten Betriebsgeschahen in Plešivec hatte ich ja bereits in Teil 1 berichtet.

Der Güterverkehr von ZSSKC hat die Wirtschaftskrise definitiv überwunden. Es gibt wieder einiges an Last zu befördern. Wichtigste Erkenntnis war, dass auch der Durchläufer Pn 63101 Zvolen - Kosice verkehrt, gerne auch etwas vor Plan (Brillenpärchen). Auch die Umleitertrassen (wegen Bauarbeiten auf der 120/180) wurden zum Teil genutzt, z.B. Pn 62700 Kosice - Bratislava mit 746-Pärchen (Plešivec ab 16.00 Uhr; siehe Bild 15). Westlich Plešivec ist Berta etwas auf dem Rückzug, kann aber jedenfalls am Mn 81300 erlebt werden (keine 742). Leider war während meiner Anwesenheit tagsüber jeweils vyluka zwischen Zvolen und Krivan, so dass ich hier kein vollständiges Betriebsbild zeichnen kann.

ZSSK hat bei den Schnellzügen alles im Angebot von total versifft bis zu superschick. Bei den Brillen überwiegt blonski; lediglich Julia (754-072) hält mit ihrem liebevoll polierten grün-grauen-Kleid den Schild des klassischen Kolorits hoch. An einem Tag habe ich mir auch eine Mitfahrt im Schnellzug zwischen Lučenec und Košice und zurück gegönnt. Ein wirklich eindrückliches Erlebnis, die verschiedenen Landschaften aus dem Abteilwagenfenster heraus zu genießen. Die Sprachenwechsel slowakisch/ungarisch je nach durchfahrener Region sorgen für zusätzliche Würze. Nach einiger Zeit verschwimmen die schönen Einzeleindrücke zu einer traumhaften Gesamtimpression.

Bild 1:

754 070 mit Os 6205 mit der markanten Ortskulisse von Lučenec am 06.04.2011

Bild 2:

Die schmucke 750 148 mit Os 6212 Fiľakovo - Zvolen ist am 05.04.2011 bei Holiša mit dem Ort Holiša im Hintergrund zu sehen.

Bild 3:

812 002 und 812 054 stehen in Fiľakovo zur Abfahrt als Os 6226 nach Lučenec bereit.

Bild 4:

Nanu, 754 014 in Fiľakovo. Ungeklärt ist der Grund der Anwesenheit dieser Humenner Maschine im Zvolener Revier. Der Fotograf war jedoch sehr erfreut, die Altlack-Maschine mit dem Os 6216 von Rimavska Sobota nach Zvolen bei der Einfahrt in den Bf. Fiľakovo am 06.04.2011 verewigen zu können.

Bild 5:

Der internationale Os 6305 auf der Fahrt von Fiľakovo ins ungarische Nachbarstädtcchen Somosköujfalu - festgehalten am 06.04.2011 in der Ausfahrt Fiľakovo (812 064).

Bild 6:

812 064 als Os 6305 im Ortsbereich von Somoskoujfalu am 04.04.2011.

Bild 7:

Pn 45563 von Lučenec nach Somosköujfalu mit 752 047 an der Spitze am südlichen ESig von Fiľakovo am 06.04.2011.

Bild 8:

Der Pn 45563 wird im Bf. Somosköujfalu vom örtlichen Personal bereits erwartet. In Kürze wird M62-228 die Last übernehmen und nach Ungarn weiterbefördern. Im Gegenzug wird 752 047 die aus Ungarn mitgebrachte Last in die Slowakei fahren. Im vereinten Europa an der ungarisch-slowakischen Grenze funktioniert wenigstens noch der Güterverkehr; der kleine Grenzverkehr für Personen ist seit 01.05.2011 nicht nur in Somosköujfalu Geschichte.

Bild 9:

In der Slowakei längst Geschichte, kann man in Ungarn noch M62er erleben; hier ist der von 752 047 übergebene Güterzug auf dem Weg ins Landesinnere mit der Ortskulisse von Somosköujfalu zu sehen (M62 228; 06.04.2011)

Bild 10:

812 005 als Os 6265 von Fiľakovo nach Rimavska Sobota am 04.04.2011. Im Hintergrund ist das Gleis der den Bf. Fiľakovo umgehenden Verbindungskurve erkennbar.

Bild 11:

Ein richtiges Idyll ist der in einer Kurve gelegene Kreuzungsbahnhof Hajnacka inmitten der herben Südslowakei. 810 604 und 812 002 als Os 6243 setzen nach nicht unerheblichem Fahrgastwechsel ihre bis Jesenské gemeinsame Fahrt Richtung Plešivec bzw. Brezno fort (04.04.2011). Dieses Gespann bleibt nach Revision der ursprünglichen Streichungspläne nun doch über den 01.05.2011 hinaus vorerst erhalten.

Bild 12:

Hier ist 810 604 auf der Rückfahrt als Os 6268 von Plešivec nach Rimavska Sobota kurz vor Erreichen des Hp. Bohunovo zu sehen. Nahverkehr auf einer Hauptbahn…

Bild 13:

Weil's so schön war noch mal 810 604 in der durch den Lok-Report bekannt gewordenen Fotostelle vom Bahnsteig Číz kupele aus.

Bild 14:

Wenige Minuten nach diesem Bild verzog sich die Sonne nachhaltig, so dass die weitere Verfolgung abgebrochen werden musste. 810 604 steht in Jesenské auf dem für die nach Rimavska Sobota startenden Züge reservierten Bahnhofsgleis.

Bild 15:

Wie versprochen, der Betrieb auf der KBS 160 ist bunt: Hier sehen wir die Zukunft der Traktion in Form von 746 006 und 007(?), die am 31.03.2011 mit Pn 62700 von Košice nach Bratislava keine größeren Probleme zu haben scheinen.

Bild 16:

Zur Zufriedenheit des Fotografen schickte der Zvolener Lokleiter auch noch die schöne Júlia vorbei, die am 31.03.2011 den R 934 Gemeran von Prešov nach Zvolen am Haken hatte.

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