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Rumänientour 2010 Teil 4, KBS 201 Lotru - Podu Olt

In Teil IV meines Reiseberichtes überqueren wir die Grenze der Walachei und begeben uns entlang des Olt flussaufwärts nach Transsilvanien.

Im Teil III habe ich den idyllischen Bahnhof Lotru schon ausführlich gewürdigt. Nachzutragen wäre noch, dass es einen mittlerweile ungenutzten Anschluss in die Ortschaft Brezoi gibt. Dieser führt südlich des Bahnhofes über eine imposante Brücke auf die andere Seite des Olt. Brezoi war früher Sitz eines großen Sägewerks und Ausgangspunkt einer Waldbahn, über die das Internet berichtet, dass sie 1948/49 zwischen Brezoi und Voineasa eröffnet wurde. Die Einstellung soll 1969 erfolgt sein. Aus der Lokliste bei Hofmeister geht hervor, dass es sich um keinen unbedeutenden Betrieb gehandelt haben kann, wurden dort z.B. 1962 763-203 (O&K), 763-205 (Smoschewer), 763-308 (Krauss München), 764-322, 764-323, 764-430, 764-455 und 764-478 (alle Resita) gesichtet. Das Ende der Waldbahn dürfte durch den Bau der Straße 7A nach Petrosani gekommen sein. Wer letztere Straße mit dem Auto bereisen will, sollte viel Zeit mitbringen; die Betonplatten haben sich teils erheblich verschoben oder unter Frosteinwirkung aufgelöst, so dass eine Vmax von 30 km/h erzielt werden kann.

Nördlich Lotru wechselt die Bahn die Talseite und teilt sich mit der Straße das westliche Oltufer. Erst in Valea Fratelui wechselt die Bahn wieder die Talseite. Die Brücke hinter Lotru wurde 2004 neu errichtet und mit zweigleisigem Lichtraumprofil angelegt.

Der Streckenabschnitt Lotru - Podu Olt entging bisher größeren Modernisierungsmaßnahmen und präsentiert sich daher in einem sehr ursprünglichen Zustand. Wie in CFR-Land üblich, wurden jedoch einige Bahnhöfe zu Haltepunkten zurückgestuft. Dieses Schicksal erlitten: Betel, Balota, Robesti und Rau Vadului. Besetzt sind damit noch Lotru, Cornet, Caieni, Valea Marului und Turnu Rosu, und diese Bahnhöfe sind vollständig mit Formsignalen ausgestattet (Ausnahme ist das nördliche Vorsignal von Valea Marului).

Einen besonderen Sündenfall stellt die Aufgabe des Bahnhofes Rau Vadului dar. Damit entstand ein kreuzungsfreier Abschnitt von 15 Km. Dies mag auf einer Landkarte nicht dramatisch aussehen, jedoch benötigt ein Zug für diese 15 km 30 Minuten Fahrzeit. Damit bedingt der so entstandene Flaschenhals eine Reduzierung der Kapazität der Gesamtstrecke auf 2 Züge pro Stunde. Dies bedingt bereits im Regelpersonenverkehr erhebliche Schwierigkeiten. So überträgt der chronisch verspätete A 1728 aus Craiova seine Verspätung auf den nachfolgenden P 2463, der nicht nur am Ende der Zweigleisigkeit bei Cozia seine Überholung abwarten muss, sondern spätestens in Caieni den Blockabstand von 30 Min. auf diesen Zug abwarten muss. Wenn dann noch der nachfolgende A 1721 aus Bucuresti Nord halbwegs pünktlich ist, muss er diesen zusätzlich passieren lassen und ihm 30 Min Vorsprung gewähren.

Ein Kleinod ist der Bahnhof Cornet, ebenso wie Lotru ist er denkmalgeschützt. Das Empfangsgebäude ist zwar nicht sehr groß, verfügt aber mittig über einen großzügigen Warteraum mit sichtbarem weinrot gestrichenem Dachgeschoss. Es gibt auch noch mechanische Schranken, Formsignale, ein Lademaß… alles was das Fotografenherz begehrt.

Triste Stimmung herrscht dagegen in den ehemals ausgedehnten Anlagen des Bahnhofes Rau Vadului. In Betrieb ist nur noch das Durchgangsgleis. Ein Ausweichgleis liegt noch, gewährleistet aber keine konstanten 1435mm Spurbreite mehr. Die Gleise der Lokbehandlungsanlage sind entfernt. Der dreiständige Lokschuppen ist glücklicherweise noch nicht eingestürzt, so wie der Gegenpart in Calimansti, und dient als Schwalbenparadies. Ein kleiner Riss im verbliebenen Stumpf des Wasserkrans versprüht kühles Nass, was ein paar Tiere und gelegentlich Eisenbahnfotografen zur Abkühlung nutzen. Irgendwo im Berg muss es noch einen kleinen Hochbehälter für das Nutzwasser geben, sicherlich gespeist von einer lokalen Quelle.

Nächste Ausweichmöglichkeit für Züge ist der Bahnhof Valea Marului. Letzterer ist nur mit dem Zug oder zu Fuß am Bahndamm erreichbar. Die Straße ist freilich in Sichtweite, aber eine Brücke über den Olt fehlt. Obwohl keinerlei Besiedlung besteht, findet Reisendenverkehr statt, nämlich in Form von Eisenbahnern, Anglern und Wanderern. Am Bahnhof nimmt ein Wanderweg ins Fagaras-Gebirge seinen Anfang. Fotografieren am Bahnhof ist nicht ungefährlich. Grund hierfür ist das Hobby des Weichenwärters, die Bienenzucht. Über 20 Völker nennt er stolz sein eigen, gehalten in Bienenstöcken neben dem nördlichen Wärterhaus und dem Bahnhofsgebäude. Ein Volk war gerade flüchtig und hatte sich in einem nahegelegenen Baum niedergelassen. Die nächstgelegene Wiese mit schmackhaften Blumen ist unpraktischerweise die beste Fotostelle…

Da der Bahnhof in einer engen Kurve liegt, sind Ausfahrvorsignale nötig. Diese sind in der klassischen rumänischen Bauform ausgeführt, also wie Hauptsignale, wobei die Flügel als gelbgestrichene Balken mit Doppelspitze ausgeführt sind. Betrieblicher Höhepunkt ist die morgendliche Kreuzung von P 2071 und P 2068.

Hinter Valea Marului verlässt die Strecke das enge Tal, um in den weiten Talkessel von Turnu Rosu einzutauchen. Um es vorwegzunehmen, hier kann der Eisenbahnfreund tagelang von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang seinem Hobby frönen, ohne dass Langeweile einkehrt. Zwischendurch kann man den Bürgern beim Bestellen ihrer liebevoll gepflegten Privatfelder zusehen, und lernen, wie man mit einem Gaul ein Feld pflügt. Der Talkessel bietet einen fruchtbaren Boden, und durch die Oltregulierung besteht keine Überschwemmungsgefahr. Direkt am Bahnhof Podu Olt gibt es übrigens eine Pension mit kleinem Schwimmbad, Streichelzoo und exzellentem Restaurant.

Der Bahnhof von Turnu Roşu ist imposant; es soll sich um eine Kopie des Bahnhofs von Sibiu handeln. Heute ist stehen viele Amtszimmer leer, das Gebäude ist aber relativ gut gepflegt. Das Obergeschoss wird zu Wohnzwecken genutzt.

Von Turnu Roşu ist es nicht mehr weit bis Podu Olt. Die Strecke ist so kurz, dass sich die Vorsignale der beiden Stationen kreuzen. Der Bahnhof von Podu Olt, an dem die KBS 201 in die KBS 200 Sibiu – Fagaras – Brasov mündet ist relativ unscheinbar. Lediglich die Batterie russischer Ausfahrformsignale ist fotografisch interessant. Auf der 200 fahren mittlerweile fast ausschließlich Desiro. Hoffen wir, dass wenigstens die Passstrecke noch auf weiteres mit klassischem Material befahren wird, damit man die Passatmosphäre durch das geöffnete Wagenfenster und mit der harmonischen Begleitstimme eines Sulzermotors genießen kann :eek:

Bild 1:

Fotografenglück am 10.06.2010. 80.0627 leistete einer havarierten Sulzer Vorspann, was zu einer Verspätung des P 2061 von knapp 50 Minuten führte. Hier ist das Gespann an der neuen Oltbrücke hinter dem Bahnhof Lotru zu sehen.

Bild 2:

Ein Motiv für Frühaufsteher ist der ehemalige Bahnhof Betel, zumindest wenn das Kirchlein mit ins Bild soll. So konnte am 10.06.2010 gegen 8 Uhr 62 1149 mit ihrem P 2071 dort umgesetzt werden. Der Schatten im Vordergrund stammt vom noch erhaltenen Toilettenhäuschen des mittlerweile verwaisten Bahnhofes.

Bild 3:

Ein Kleinod ist der Bf. Cornet, hier festgehalten am 10.06.2010 mit P 2068 und 60 0637.

Bild 4:

Mit 45 Minuten Verspätung setzte sich am Abend des 11.06.2010 im Bf. Cornet der P 2463 Richtung Podu Olt in Bewegung. Große Eile brauchte der Lokführer nicht an den Tag zu legen, da er im nächsten Bahnhof, Caieni, dem vorausfahrenden A 1728 einen 30minütigen Vorsprung gewähren muss. Dies braucht ihn aber nicht zu verdrießen, sieht der Schichtplan doch die leicht erreichbare Rückleistung mit P 2464 nach Valcea vor.

Bild 5:

36 Grad und es geht noch heißer, das galt am 10.06.2010 um 13.44, als P 2072 pünktlich im Bf. Caieni eintraf. Glücklicherweise waren trotz der Hitze von 38 Grad im Schatten keine Gleisverwerfungen zu beklagen, so dass der Fahrplan relativ solide eingehalten werden konnte.

Bild 6:

Früher Lokbehandlungsanlage, heute ein Schwalbenparadies: der dreiständige Lokschuppen im aufgelassenen Bahnhof Rau Vadului. Am Samstag, den 12.06.2010, sah ich das einzige Mal eine 82 nördlich Lotru. Man beliebte 82 0388 vor das Zugpaar P 2071/2072 zu spannen.

Bild 7:

Unweit des Hp. Valea Fratelu wechselt die Bahn wieder auf die östliche Talseite und überquert dabei die folgende imposante Brückenkonstruktion (12.06.2010, P 2063, 60 1036).

Bild 8:

Sehr fotogen erweisen sich im Bahnhof Valea Marului die Ausfahrsignal-Wiederholer, hier festgehalten am Sonntagvormittag, dem 13.06.2010 mit P 2072. Das Foto gelang trotz vorausgehenden Bienenangriffs.

Bild 9:

Die Burg Turnu Roşu versuchte am Sonntag, den 13.06.2010, vergebens, sich der fotografischen Umsetzung mit P 2061 zu entziehen. Obwohl der Zug für das querformatige Motiv zu spät kommt, konnte mit Hilfe einer am Bahndamm postierten Leiter das hier gezeigte Bild improvisiert werden.

Bild 10:

Der Mastershot der Strecke, das Einfahrsignal von Turnu Roşu mit der Ortschaft Boita im Hintergrund. 60 1386 hatte am 11.06.2010 den P 2461 am Haken und wird in wenigen Sekunden im Zielbahnhof Turnu Roşu einlaufen.

Bild 11:

Der imposante Bahnhof Turnu Roşu mit 60 1328 und dem Mittagszug P 2072 nach Piatra Olt am 12.06.2010.

Bild 12:

Die Abendsonne rückt bei Turnu Roşu das Fagaraş-Gebirge ins rechte Licht, so dass der Fotograf die Früchte der langwierigen Gleisfreischneideaktionen bei 35 Grad aufwärts ernten kann. Am 12.06.2010 hatte 60.1036 den abendlichen Durchläufer nach Sibiu, P 2063, am Haken und wird in Kürze den Olt auf einer urigen, aber zugewachsenen Stahlbrücke überqueren.

Bild 13:

Zum Abschluss ein Bild vom Abzweigbahnhof Podu Olt. Vor allem die urigen Lichtsignale reizten am 11.06.2010 den Fotografen, den abfahrbereiten P 2068 dort abzulichten.

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